Kontakt: lapcoffeescheisse@riseup.net
Einstiegsempfehlung ins Thema: https://www.youtube.com/watch?v=CeZuFI-R8JU (ZDF Trasherchiert, 12 Minuten)
Für Geduldige: Lap Coffee Gründer und CEO Ralph Hage plaudert mit seinem Investment-Kumpel Roman Hirsch (der auch in Lap Coffee investiert hat) über Strategien und Ziele hinter der Gründung von “Lap Coffee”: https://www.youtube.com/watch?v=zu2cpMInznE
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Was ist Lap Coffee?
Lap Coffee ist eine neue Kaffee-Kette, die seit etwa zwei Jahren existiert und schnell wachsen möchte. Lap konzentriert sich darauf, in „angesagten“ Vierteln auf relativ kleinen Flächen recht günstigen Café anzubieten. Das Konzept ist auf eine eher junge, urbane Zielgruppe ausgerichtet. In vielen Filialen findet die Kommunikation mit den Beschäftigten ausschließlich auf englisch statt. Bestellt werden kann online von unterwegs, eine Bezahlung ist ausschließlich digital möglich.
Begleitet wird der reine Café-Verkauf vom Versuch, eine sogenannte „Community“ aufzubauen. Dies geschieht vor allem online, teilweise auch durch sogenannte „Events“ in den Filialen, etwa in Zusammenarbeit mit Konzernen wie Adidas und der Musikindustrie.
Derzeit (Stand Oktober 2025) gibt es in Berlin fünfzehn Filialen, in München drei und in Hamburg eine Filiale. In Berlin gibt es Filialen vor allem in Prenzlauer Berg (Oderberger Str. 53, Schönhauser Allee 75, Schönhauser Allee 176, Rykestr. 11 Raumerstr. 35, Kastanienallee 47) und Kreuzberg (Falkensteinstr. 5, Adalbertstr. 91, Graefestr. 19). Weitere Filialen gibt es in Friedrichshain (Krossener Str. 21), Neukölln (Karl Marx Str. 101), Mitte (Rosentaler Str. 62), Schöneberg (Akazienstr. 3a), Charlottenburg (Kantstr. 23) und Wilmersdorf (Uhlandstr. 30).
Wer steht hinter Lap Coffee?
Die Gründer von LAP Coffee sind Tonalli Arreola und Ralph Hage. Arreola war vorher beim Lieferdienst Flink. Neben Flink war bzw. ist Arreola an der Firma Lime beteiligt, bekannt durch den Verleih von E-Rollern. Hage war früher bei u.a. bei Red Bull und Delivero Hero. Hage war ebenfalls einer der Gründer des Lieferdienst Yababa, der 2023 pleite gegangen ist.
Hinter den Gründern Arreola und Hage stehen bei LAP Coffee nicht nur verschiedene Einzelinvestoren, sondern auch diverse milliardenschwere Investmentfonds. Interessant ist hier etwa HV Capital, führender Investor beim Hersteller von Militärdrohnen Quantum Systems, zusammen mit Thiel Capital (einer Investmentfirma des Rechtsextremen Peter Thiel, bekannt u.a. für die Überwachungssoftware Palantir).
Was plant Lap Coffee?
Lap Coffee plant laut Aussage einer beteiligten Investmentfirma eine „aggressive Expansion“. So sollen bis Ende nächsten Jahres 100 Filialen in Deutschland eröffnet werden. Geht es nach Gründern und Investoren, ist das aber nur der Anfang. Großes Vorbild laut CEO Hage ist Red Bull.
Zum einen plant Lap Coffee, Vorreiter bei der Automatisierung von Gastronomieangeboten zu sein. Zum anderen soll rund um die Lap Coffee Filialen eine Marke aufgezogen werden, die dann auch vor allem online und auch über Kaffee hinaus aktiv ist. Der Kundenstamm soll erweitert, bestehenden Kunden viel mehr Dinge verkauft werden.
Ziel dieser ganzen Aktivitäten ist natürlich ein ordentlich Profit aufs eingesetzte Kapital. Vermutlich spekulieren Gründer und Investoren darauf, mit ihrer „aggressiven Expansion“ die Marke Lap Coffee schnell wachsen zu lassen, um sie dann teuer weiterzuverkaufen.
Inwieweit Lap Coffee aktives Preisdumping betreibt, um zu expandieren, können wir hier nicht beantworten. Die von Lap vorgelegte angebliche Einnahmen- und Ausgaben-Berechnung je verkauftem Kaffee hat auf jeden Fall deutliche Lücken.
Was hat es mit der „Lap Community“ auf sich?
Zentraler Bestandteil der Lap-Kommunikationsstrategie ist der Versuch, eine sogenannte „Community“ aufzubauen, also Menschen zu gewinnen, die den Konsum von Lap Coffee als Teil eines hippen Lebensstil begreifen und bereit sind, das etwa bei sozialen Medien wie Instagram zu teilen. Hierfür werden u.a. die sogenannten „Events“, etwa mit Modemarken wie Adidas zusammen, veranstaltet.
Insgesamt scheint das Vorhaben, Lap Coffee über eine „Community“ ein positives Image zu verpassen, eher zäh zu laufen. Anscheinend ist Lap zumindest bislang darauf angewiesen, dass von Lap bezahlte oder mit Lap finanziell verbundene Personen als angebliche Privatmenschen bei social media davon schwärmen, wie toll Lap Coffee doch sei.
Kritik an Lap Coffee ist natürlich bei dem Versuch, sich ein positives Image aufzubauen, nicht gerne gesehen. Entsprechend rabiat geht Lap gegen Kritik, die den schönen Schein stören könnte, vor. Kritische Bewertungen im Netz lässt Lap anscheinend systematisch löschen, und scheint dabei selbst vor juristischen Drohungen gegen die Verfasser*innen kritischer Kommentare nicht zurückzuschrecken.
Bei allem was Lap Coffee von sich gibt, lohnt es sich grundsätzlich, genau hinzuschauen. So spricht Lap Coffee CEO gegenüber der Presse etwa gerne von den „paar Cafés“, um die es ginge, und verspricht gleichzeitig den Investoren eine „aggressive Expansion“. Oder Lap nennt namentlich in einer Pressemitteilung bestimmte Cafés als Beispiel für gute Nachbarschaft, ohne mit diesen Cafés – die teilweise massiv unter Lap leiden – jemals gesprochen zu haben.
Warum ist Lap Coffee ein großer Scheiss?
Lap profitiert von Verdrängung und treibt diese voran
Selbst ein hochkapitalistischer kommerzieller Player, zieht es Lap Coffee aufgrund der Image- und „Community“-Strategie in erster Linie in angesagte, meist ehemals oder immer noch alternative Stadtviertel. Also nicht an den Bahnhof Friedrichstraße oder Zoo, sondern in die Kastanienallee in Prenzlauer Berg, an den Boxhagener Platz in Friedrichshain oder in den Wrangelkiez in Kreuzberg.
Unterstützt von Investoren und Fonds mit fast unbegrenzten Geldmitteln sind hohe Mieten für Lap Coffee kein Problem. Entsprechend ziehen Lap Coffee Filialen auch gerne auf Flächen, die von den vorhergehenden Nutzenden wegen explodierender Gewerbemieten aufgegeben werden mussten (etwa Café Tres in Kreuzberg, Imbiss Al Ghazali in Friedrichshain). Damit setzt Lap Coffee einen neuen Standard für die bekanntermaßen völlig unregulierten Gewerbemieten in Gebieten, wo schon in den letzten Jahren viele langjährig existierende, auf die Nachbarschaft ausgerichtete Läden aller Art dichtmachen mussten. Der Einzug einer Lap-Filiale sollte alle benachbarten Läden hellhörig machen: Steht vielleicht bald der Vermieter mit der nächsten Mieterhöhung vor der Tür, weil sich ja offenbar, siehe Lap, auch deutlich höhere Preise durchsetzen lassen?
Lap Coffee sorgt für höhere Kaffeepreise
Mittlerweile sind die Kaffee-Preise auch in ehemals alternativen Bezirken insgesamt oft hoch. Hintergrund sind häufig neben allgemein gestiegenen Preisen und Löhnen in der Regel auch und vor allem die explodierten Gewerbemieten. Von vielen Cafés, in denen wir uns regelmäßig aufhalten, wissen wir, dass sie gerne auch günstigeren Kaffee anbieten würden, sie sich das aber aufgrund der gestiegenen Gewerbemieten nicht mehr leisten können.
Zum einen bieten nun Lap Coffee relativ günstigen Kaffee an und sorgt damit in der Regel für massive Umsatzrückgänge bei benachbarten Cafés. Zum anderen sorgt Lap für einen weiteren Auftrieb bei den Mieten und zwingt ggf. benachbarte Cafés dazu, ihre Preise weiter zu erhöhen – oder aufzugeben und dichtzumachen.
Lap steht für die Stadt für Konzerne, nicht für die Stadt für Menschen
Was verbindet Immobilienkonzerne wie Vonovia mit Ketten wie Lap Coffee? Sie haben nur ein einziges Ziel, nämlich den maximalen Profit, und sie wollen diesen Profit mit und in der Stadt machen.
Lap passt deshalb wie die Faust aufs Auge in die kapitalistische Stadt. Viele Menschen haben kaum noch Geld weil die hohe Miete so hoch ist, und trinken dann eher einen günstigen Lap Coffee. Lap Coffee hingegen ist bereit, völlig überzogene Gewerbemieten zu zahlen, das freut wiederum die Immobilienkonzerne und Hausbesitzer.
Wir wollen eine Stadt für Menschen, nicht für Konzerne. Wir brauchen endlich bezahlbare Mieten und bezahlbaren, guten Wohnraum für alle Menschen. Dann haben die Menschen auch wieder mehr Geld übrig und müssen nicht mehr einen großen oder den größten Teil ihres Einkommens in die Miete stecken, also in den Rachen gieriger Konzerne oder Hausbesitzer schmeissen.
Und mit entsprechend den Wohnungsmieten regulierten – und entsprechend niedrigeren – Gewerbemieten würde Lap auch keinen Fuss mehr auf den Boden kriegen. Wer möchte denn auch so einen Scheiß wie Lap haben, wenn eine bezahlbare Gewerbemiete auch von einem netten, kleinen Nachbarschaftscafe aufgebracht werden könnte?
Eine Stadt für die Menschen die in ihre leben und nicht für die Profit-Interessen von Konzernen und Investmentfonds: Das werden wir sowohl gegen Immobilienkonzerne als auch gegen Ketten wie Lap durchsetzen müssen.
Die Lap-Gründer stehen für Ausbeutung und Union Busting
Was haben die Firmen, in denen die Lap-Gründer vorher in leitenden Positionen tätig waren (Flink und Lime, Delivero Hero und Red Bull), gemeinsam? Sie sind sich einig in ihrem rabiaten Vorgehen gegen alle Versuche der Beschäftigten, sich zu organisieren, um bessere Arbeitsbedingungen und angemessene Löhne zu erreichen. In klassischer „Union Busting“-Manier wird etwa versucht, die Gründung von Betriebsräten mit allen Mitteln zu verhindern.
Bei Red Bull etwa, von Lap-CEO Hage als das große Vorbild hingestellt, wurden schon einmal 250 Mitarbeitende kurzerhand entlassen, um eine Betriebsratsgründung zu verhindern.
Aus der Sicht des Kapitals erscheint das ja auch sinnvoll: miese Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen sorgen, zumindest kurzfristig, für hohe Profite. Es gibt keinerlei Gründe anzunehmen dass die Lap-Coffee-Gründer eine andere Einstellung zu Betriebsräten und Tariflöhnen haben als die bisherigen Projekte und großen Vorbilder, bei denen sie beteiligt waren.
Lap ist scheisse für die Umwelt
Lap Coffee ist völlig auf Einweg-Plastik-Geschirr ausgerichtet. Dass es theoretisch auch Mehrweg-Becher gibt, ist reines Alibi. Alle Menschen die in der Nähe von Lap Filialen wohnen kennen den durch Lap verursachten Plastikmüll auf Straßen und in Parks.
Das ganze Community-Gerede ist pure Verarsche
Besonders widerlich ist das ganze „Community“-Gelaber von Lap Coffee, einem Unternehmen, bei dem es ausschließlich um Profit geht und darum, möglichst viel Umsatz von einzelnen Kund*innen zu erwirtschaften. “With 100 stores we can aquire long term relationships with millions of happy customers… What we want to do over time, is expand the portfolio of services and products even beyond coffee… We can of course monetize a lot more from existing customers…”
Um diese “Community” zu bauen und die Umsätze insgesamt und je Kunde zu erhöhen, werden aggressiv die u.a. über eine Lap App erhobenen Daten der Kund*innen genutzt.
Lap geht rabiat gegen Kritik vor
Sie berufen sich auf den freien Markt und eine freie Gesellschaft, gehen aber selbst rabiat gegen Kritik vor. Vielleicht müssen sie das auch, wenn sie vor allem über eine Image-Bubble wachsen wollen, in der Kritik den schönen Schein gefährdet und die graue Realität von Profitmaximierung sichtbar zu machen droht. Wenn Lap hier selbst mit juristischen Drohungen gegen Kritik vorgeht, ist das schon krass: die von Investorenmillionen gestützte Firma, die einer wütenden Anwohner*in wegen ihrer Kritik bei Google mit juristischen Schritten droht…
Wir sehen: Es gibt genug Gründe, Lap Coffee so richtig scheisse zu finden. Die Liste ließe sich fortsetzen.